In Eich fehlen die Kinder: Familien ziehen wegen hohen Wohnungspreisen weg

Seit 1990 sinkt die Anzahl schulpflichtiger Kinder in Eich kontinuierlich. Ein Grund könnte die gute Lage der Gemeinde sein.

In der Gemeinde Eich hat es mittlerweile so wenig Schulkinder, dass Klassen zusammengelegt werden müssen, um die kantonalen Vorgaben zu erfüllen. «Die Unterbestände stellen uns Jahr für Jahr vor grosse Herausforderungen», sagt Roger Bannwart, Geschäftsführer der Gemeinde.

Mit 97 Kindergärtlern und Primarschülerinnen und sechs Klassen werden in einer Klasse durchschnittlich 16 Kinder untergebracht. Dies entspricht den Mindestanforderungen des Kantons. Werden die Klassen kleiner, muss der Kanton diese bewilligen, und die Gemeinde muss eine «Ausgleichszahlung» ausrichten, wie Bannwart erklärt.

Auch die Bevölkerung schrumpft seit einigen Jahren

Während kantonsweit zwischen 2005 und 2013 ein Rückgang der Anzahl schulpflichtigen Kinder verzeichnet wurde, ist die Anzahl seither wieder kontinuierlich leicht gestiegen. In Eich konnte dieser Trend aber nicht festgestellt werden: Seit 2015 sinkt die Zahl besonders stark. Ein Teil der Entwicklung lässt sich dadurch erklären, dass Eich seither generell einen leichten Bevölkerungsverlust verzeichnet. Dieser steht aber in keinem Verhältnis zum Rückgang bei der Anzahl schulpflichtiger Kinder.

Bannwart sieht einen Grund bei den hohen Mieten und Immobilienpreisen der Seegemeinde. «Aufgrund der privilegierten Lage am Sempachersee, der wunderschönen Aussicht, der Steuerattraktivität und der guten Anbindung an den ÖV sind die Preise in die Höhe geklettert», erklärt er. Deshalb kommen heute hauptsächlich Doppelverdiener ohne Kinder in die Gemeinde, und Familien ziehen eher weg. «Wir beobachten, dass heute weniger Personen in einer Wohnung leben als noch vor 30 Jahren.»

Auch in der Nachbargemeinde Sempach hat die Anzahl schulpflichtiger Kinder in den vergangenen Jahren abgenommen. Hauptgrund dafür ist laut Tanja Schnyder-Duss, Schulverwalterin der Stadt Sempach, dass das Bevölkerungswachstum in Sempach momentan niedrig sei. Es gebe aktuell wenig neue Wohnungen und auch wenig Familien mit Kindern, die neu nach Sempach ziehen.

«Aufgrund der geplanten Bauprojekte
denke ich, dass sich das in Zukunft wieder ändert.
Mit weniger Lernenden verteuern sich
natürlich die Schulstrukturen.»

Bei anderen Gemeinden am Sempachersee ist der Trend nicht vorhanden, oder weniger klar erkennbar.

Mit dem kleinen Bevölkerungswachstum lässt sich die sinkende Anzahl schulpflichtiger Kinder aber nicht restlos erklären. «Ein Faktor ist auch, dass viel mehr Kinder an die Kantonsschule gehen», erklärt die FDP-Stadträtin. Und im Gegensatz zu Eich seien nicht die hohen Mieten das Hauptproblem. «Der Stadtrat von Sempach setzt sich dafür ein, dass zahlbarer Wohnraum auch zukünftig zur Verfügung steht.»

Verschiedene Massnahmen erlassen

In Eich stellt sich die Frage, wie mehr Familien mit Kindern in die Gemeinde geholt werden können: «Wir wollen dem Rückgang entgegenwirken, aber für uns als Gemeinde ist dies schwierig», erklärt Bannwart. Die Gemeinde Eich sei folglich auch auf Projekte Dritter angewiesen. Die Wohnbaugenossenschaft Eich realisiert derzeit ein Projekt – vor kurzem habe diese alte Gebäude abgerissen, um mehr Wohnungen bereitstellen zu können. «Wir erhoffen uns davon Zuwachs an neuen Familien.»

Weiter hat die Gemeinde ein Projekt namens «Zahlbares Wohnen für Familien» umgesetzt, bei dem 18 Eicher Familien für einen «attraktiven» Preis ein Haus oder eine Wohnung kaufen konnten. «Damit wollten wir erreichen, dass auch Familien in der Gemeinde bleiben», so Bannwart. Nicht zuletzt sollen mit dem Projekt «Seepark – Wohnen im Alter» Alterswohnungen gebaut werden, sodass bestehender Wohnraum der langjährigen Einwohnerinnen und Einwohner wieder an neue Familien vergeben werden kann.

Ein grosses Problem sei aber auch, dass die Gemeinde Eich kein Bauland mehr habe. Bannwart:

«Wir haben deshalb nicht viele Möglichkeiten,
von Gemeindeseite direkt einzugreifen.»

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