Gesellschaft für Notfallmedizin warnt vor Kollaps – Kantonsspital-Führung wendet sich ans Personal

Laut dem Luzerner Kantonsspital ist die Patientenversorgung gut sichergestellt. Die Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin befürchtet allerdings schweizweit «verheerende Folgen», wenn Politik und Gesundheitseinrichtungen nicht aktiv werden.

Nachdem sich fünf Notfallpflegefachleute in dieser Zeitung zu den Zuständen auf den Notfallstationen des Luzerner Kantonsspitals (Luks) geäussert hatten, meldete sich die Geschäftsleitung des Spitals via Intranet bei ihren Mitarbeitenden. Im Beitrag, der für alle Angestellten ersichtlich ist und unserer Zeitung vorliegt, wird darauf hingewiesen, dass die Berichterstattung «leider in weiten Teilen nicht richtig und zum Nachteil des Luks und damit von uns allen» sei.

Insbesondere wird in dem Schreiben, das von Luks-CEO Benno Fuchs und Guido Schöpfer, dem Leiter der Medizinsteuerung und -koordination, unterzeichnet ist, jegliche Schönfärberei seitens des Spitals dementiert. «Die Patientenversorgung ist nach wie vor gut sichergestellt und in jeder Notfallsituation ist die Behandlung nach medizinischer Dringlichkeit gewährleistet», heisst es. 

Problem geht über Notfallstationen hinaus

Nun haben aber ausgerechnet am Donnerstag die Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin sowie die Association Latine de Médicine d’Urgence eine alarmierende Mitteilung veröffentlicht. Demnach könne die aktuelle Situation mit drei Epidemien – Corona, RSV und Grippe – den Notfall an «den Rand des Kollapses» bringen. Das Schreiben ging an die Medien, aber auch an die wichtigsten Gesundheitsbehörden und Spitalleitungen der Schweiz – darunter dürfte auch jene des Luks sein.

Die beiden Organisationen betonen, dass die Behörden «zwingend» unter Einbezug verschiedener Akteure handeln müssen, damit die Notfallstationen ihre Aufgaben «respektvoll, sicher und effizient» erfüllen können. Das Problem seien aber nicht nur die Notfallstationen: «Vielmehr drücken sich darin die prekäre Situation und die Grenzen des gesamten Gesundheitswesens angesichts der sich ändernden Versorgungsbedürfnisse der Patientinnen und Patienten aus.»

«Verheerende Folgen für Patientinnen und Patienten»

Die Organisationen warnen: «Die Überlastung der Notfallstationen hat verheerende Folgen für die Patientinnen und Patienten, das Personal und die Gesundheitsversorgungseinrichtungen.» Sie fordern die Kantone und die Spitäler auf, das Thema zu priorisieren. «Dazu gehören die Sicherstellung der Finanzierung von öffentlichem Spitalwesen und der notfallmedizinischen Einrichtungen im Allgemeinen.»

Der Kontrast zwischen den Aussagen der beiden Organisationen für Notfall- und Rettungsmedizin und denjenigen des Luks ist gross. Das Luks hat wiederholt betont, dass die Notfallversorgung in guter Qualität sichergestellt ist, dass die Qualität nicht unter der hohen Belastung und den teils sehr langen Wartezeiten leidet. Der Hilferuf der Organisationen spricht aber eine andere Sprache.

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