231 Franken fehlen jeden Monat in der Haushaltskasse: Die Inflation schlägt auch in der Zentralschweiz durch

Was bedeutet es für unseren Alltag, wenn die Inflation in seit Jahren ungekannte Höhen klettert? Eine Datenanalyse zeigt: Zentralschweizer Haushalte müssen im Monat deutlich mehr für ihre Konsumausgaben einrechnen als noch Anfang 2021.

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Ruben Schöneberger (Datenjournalist bei CHMedia).

Jahrelang war sie so gut wie kein Thema mehr. Jetzt befeuern globale Entwicklungen die Inflation. Dabei spielen vor allem die wirtschaftliche Erholung nach dem Einbruch durch Corona und der Ukraine-Krieg eine grosse Rolle.

Das spüren Zentralschweizerinnen und Zentralschweizer direkt im Portemonnaie. Alleine seit Anfang 2021 sind die monatlichen Konsumausgaben eines durchschnittlichen Zentralschweizer Haushalts um rund 230 Franken gestiegen.

So viel gibt ein durchschnittlicher Zentralschweizer Haushalt im Monat aus

Zu den monatlichen Konsumausgaben gehören Posten wie Wohnen und Energie, Nahrungsmittel oder Verkehr. Nicht überall schlägt die Inflation gleich durch. Auffallend sind vor allem die ohnehin schon gewichtigen Kategorien Wohnen und Energie sowie Verkehr:

Welche Produkte innerhalb der zwei grössten Kategorien für welchen Ausgabenanstieg verantwortlich sind, lässt sich nicht in genauen Frankenbeiträgen ausweisen. Im Detaillierungsgrad unterscheiden sich die Haushaltsbudgeterhebung und der Landesindex der Konsumentenpreise. Folgende Aussagen lassen sich aber treffen:

Kategorie Wohnen und Energie

  • Der weitaus grösste Teil dieser Ausgaben geht für die Miete weg. Im Ausgangsbudget sind 1134 Franken für die Nettomiete und weitere 156 Franken für die Nebenkosten (ohne Energie) veranschlagt.
  • Bei der Energie dürften insbesondere Gas und Heizöl ein Preistreiber sein. Zwar werden für Gas und andere Brennstoffe nur 14 Franken im Ausgangsbudget angegeben. Doch weil es sich um Durchschnittszahlen handelt, sind in dieser Berechnung auch Haushalte enthalten, die anders – zum Beispiel mit Fernwärme – heizen.
  • Wer Gas bezieht, muss mit einer Preissteigerung von knapp 40 Prozent seit Anfang 2021 leben . Auch Holzpellets wurden rund 30 Prozent teurer, Heizöl gar über 90 Prozent.

Verkehr

  • In der Kategorie Verkehr sind nicht nur Kosten für Bahn- und Busbillette sowie Benzin enthalten, sondern zum Beispiel auch der Kauf von Autos, Motorrädern und Velos.
  • Wer mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist, darf sich entspannen: Die Inflation bewegt sich hier, sofern man nicht ins Ausland fährt und nicht fliegt, um den Nullpunkt.
  • Anders sieht es für Pendlerinnen und Pendler aus, die auf ein Privatauto angewiesen sind. Sowohl Benzin als auch Diesel sind seit Beginn des letzten Jahres um rund 40 Prozent teurer geworden.

Teurer wird das Leben in der ganzen Schweiz, nicht nur in der Zentralschweiz. Aber weil ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt weniger Konsumausgaben tätigt als ein durchschnittlicher Zentralschweizer Haushalt, macht sich die Teuerung dort in absoluten Zahlen leicht schwächer bemerkbar:

Ebenfalls aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslage unterscheidet sich der Betrag, den Haushalte zusätzlich für ihre Konsumausgaben berappen müssen, zwischen den verschiedenen Einkommensklassen. Das Bundesamt für Statistik erstellt auf nationaler Ebene auch durchschnittliche Haushaltsbudgets für fünf verschiedene Einkommensklassen:


Ich will es genauer wissen: So haben wir das Budget berechnet

In der Haushaltsbudgeterhebung des Bundes sind für Haushalte verschiedener Grossregionen, Einkommensklassen und Zusammensetzungen durchschnittliche Budgets erfasst. Um diese Daten genauer zu machen, wird in der Regel auf einen Dreijahresschnitt abgestellt. Der aktuellste Schnitt umfasst die Jahre 2015 bis 2017.

Die Haushaltsausgaben werden dabei in zwölf Hauptkategorien (zum Beispiel Bekleidung und Schuhe) unterteilt, die den im Landesindex der Konsumentenpreise verwendeten Kategorien entsprechen. In der detaillierteren Unterteilung bis hin zu einzelnen Artikeln (zum Beispiel Brot) ergeben sich einzelne Unterschiede.

Für unsere Berechnungen haben wir für jede der Hauptkategorien den im durchschnittlichen Haushaltsbudget erfassten Wert mit der Teuerung ebendieser Kategorie verrechnet. So erhalten wir den Betrag, der für diese Kategorie bei unveränderten Konsumverhalten aktuell verwendet würde. Die Gesamtausgaben und damit das neue Budget erhalten wir, wenn wir diese zwölf Kategorien wieder zusammenrechnen.

Weil der Landesindex der Konsumentenpreise für die totale Teuerung eine Gewichtung der Hauptkategorien verwendet, die nicht dem Anteil dieser Kategorien im Budget 2015 bis 2017 entspricht, würde eine Verrechnung der Gesamtkonsumausgaben ohne Unterteilung in Hauptkategorien mit der Teuerung insgesamt zu leicht anderen Ergebnissen führen.

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